Zurück in Deutschland

Seine letzte Stelle trat Alwin Berger als Leiter der Botanischen Abteilung des Naturkundemuseums Stuttgart an. Damit war er verantwortlich für die Naturaliensammlung, die auch einige einzigartige Herbarpflanzen enthalten haben soll. Nebenher hielt er zahlreiche Vorträge und kümmerte sich um den kleinen Garten des bescheidenen Siedlungshäuschens, das die Familie Berger in Cannstatt bewohnte. Kaum zurück in Deutschland, hatte er hier bereits erste Schlingrosen gepflanzt und Zwiebeln italienischer Tulpen und Narzissen gesteckt.

Schwere Zeiten

Berger wurde in den wissenschaftlichen Ausschuss des Deutschen Ausland-Instituts gewählt, das im Ausland lebende Deutsche erfasste und unterstützte. Dass das Institut bereits in dieser Zeit die Volksgemeinschaftsideologie verbreitete und später von den Nationalsozialisten übernommen wurde, verdeutlicht, welche Zeiten heraufzogen. Auch persönlich trafen Berger einige Schläge. So starben im Jahr 1929 mit Dr. Joseph Nelson Rose, Professor Otto Penzig und dem Amerikaner Urban drei seiner Bekannten.

In seinen Tätigkeiten war Berger so emsig wie eh und je. Als er Geschäften in Italien und Spanien nachging, kehrte er sogar kurzzeitig nach La Mortola zurück. Allerdings missfiel ihm die botanische Einseitigkeit der Rivieralandschaft, die er dort vorfand. Außerdem fiel ihm die Arbeit zunehmend schwerer. Zurück in Deutschland beschrieb Elise Berger seine Verfassung als „abgemagert, elend und todmüde“. Zu einer Reduktion seines Arbeitspensums sah er sich allerdings erst gezwungen, nachdem er während der Weihnachtsfesttage 1930 stark erkrankte und am 24. Januar 1931 an seinem Arbeitsplatz zusammenbrach.

Am 24. April desselben Jahres verstarb er an den Folgen einer zu spät entdeckten Blinddarmentzündung. Er hinterließ seine Kinder und seine Frau Elise, die 1944 trotz schwerer Erkrankung als Jüdin ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und dort in hohem Alter starb. Die Cannstatter Stolpersteininitiative hat ihre Geschichte aufgearbeitet.

Alwin Bergers Sohn Fritz trat in Amerika am Huntington Botanical Garden in die Fußstapfen seines Vaters. Sowohl er als auch die Tochter Verna Berger blieben unserem aktuellen Kenntnisstand zufolge kinderlos.

Was bleibt

Im Garten der Bergers in der Heidelberger Straße von Bad Cannstatt sollen heute noch Rosen wachsen, die Berger selbst gepflanzt hat. Verschiedene Zeitschriften würdigten nach seinem unvermittelten Ableben sein Leben und Werk. Die amerikanische „Cactus and Succulent Society“ widmete dem Botaniker das Titelbild ihrer Fachzeitschrift im Juni 1931. Die zahlreichen Nachrufe belegen die hohe Wertschätzung, die Alwin Berger in botanischen Fachkreisen erworben hatte:

„Nature“ berichtet vom Tod Dr. Alwin Bergers, eines Experten im Bereich sukkulenter Pflanzen und Kakteen, der eine Monographie über die Crassulaceae zu Engler-Prantls „Natürliche Pflanzenfamilien“ beitrug.

Nachruf in „Science“, Volume 73, Nr. 1903 vom 19. Juni 1931.

Im „Journal of the New York Botanical Garden“ hob Nathaniel Lord Britton das „Alwin Berger Succulent Herbarium“ als „eine der nennenswertesten und wertvollsten Spezialsammlungen, die wir je erhielten“, hervor – ein weiteres Indiz seiner geschätzten Arbeit.

Sein Tod mit denen der Herren Schumann, Gürke, Quehl, Dr. Rose und Vaupel nimmt uns fast den letzten der vorherigen Arbeitergeneration.

Wilhelm Weingart, deutscher Amateurbotaniker und langjähriges Mitglied der Deutschen Kakteen-Gesellschaft