Kindheit und Jugend

Alwin Berger wurde am 28. August 1871 in Möschlitz bei Schleiz in Thüringen geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er mit seinem Bruder auf dem Bauernhof der Eltern. Einen Eindruck von seiner Heimat hat er Jahre später in den “Lebenserinnerungen” festgehalten:

Meine Heimat, das reussische Vogtland […] ist eine wenig abwechslungsreiche, etwas wellig bewegte Hochebene […]. Die Landschaft hat einen düsteren, schwermütigen Eindruck […]. Das Klima ist rauh, regnerisch und nebelig, […] der schwere, lehmige, meist kalkarme Boden ist wenig fruchtbar und nur unter ständig andauernder Verbesserung konnte er zur jetzigen Ergiebigkeit gebracht werden.

Alwin Berger in den “Lebenserinnerungen”

Der Dorfbrand von 1875

Einen unvergessliches Bild hinterließ bei ihm die Brandkatastrophe 1875. Bei diesem Ereignis wurde das Gehöft seiner Eltern zerstört. Auch weitere 41 Wohnhäusern, Ställe, Scheunen und sogar die Kirche und das Schulhaus fielen den Flammen zum Opfer. “Die Feuersbrunst war ein unbeschreiblich grausamer Anblick, die ganze Hölle schien losgelassen, himmelhoch schlugen die Flammen”, notierte er später seine Erinnerungen.

Illustration des Möschlitzer Großbrands
Ein Dorfbrand vernichtete 1875 das Haus der Bergers.

Darauf folgten große Not und Armut im Dorf, aber auch gegenseitige Hilfe und Wiederaufbau. Im Neubau des Bergerhauses wohnen noch heute direkte Nachfahren der Familie.

Erste botanische Erfahrungen

Schon als kleiner Junge streifte Alwin Berger gern über die Wiesen und Felder um seinen Heimatort und botanisierte. Er bestimmte Pflanzen und sammelte sie für sein Herbarium. Seine Pflanzenliebe war so groß, dass er im Sommer den Aufenthalt in der Natur dem Lernen für die Schule vorzog. Zur Strafe musste er sogar auf der Eselsbank Platz nehmen. Erst im Herbst konzentrierte er sich wieder auf die Schule.

Inschrift an Bergers Geburtshaus
Inschrift des wieder aufgebauten Bergerhauses, in dem Alwin seine Kindheit und Jugend verbrachte. Die Initialen stehen für Alwins Vater Johann Heinrich Berger.

Aus seiner Schulzeit in Möschlitz erinnerte sich Alwin Berger später noch gern an seinen Kantor Christian Oswald. In dessen Garten lernte er, Obstbäume zu veredeln. Die außergewöhnliche Begabung des Jungen veranlasste seine Eltern, ihn auf das Gymnasium ins benachbarte Schleiz zu schicken.

In den Jahren 1881 bis 1886 wurde Professor Hartenstein zu Bergers Lieblingslehrer, weil dieser seinem Interesse an Naturwissenschaften und Sprachen entgegen kam. Lange nach seiner Kindheit und Jugend sollte Berger seinem Professor eine seiner ersten Publikationen widmen.

Nach dem Tod von Alwins Vater im Jahre 1885 trat der wohlhabende Landwirt Ernst Weise als Stiefvater in sein Leben. Aus dieser Ehe stammt auch Alwin Bergers Halbbruder Hermann Weise.